Zugunsten von „3 Musketiere Reutlingen“ konzertierte das Stuttgarter Kammerorchester der Neuapostolischen Kirche mit den beiden Solistinnen Annabelle Weinhart und Rebekka Hartmann am Samstag, 14.10.17, in der Neuapostolischen Kirche Reutlingen-West.
Annabelle Weinhart machte gleich zu Beginn des Abends mit ihrem Oboenkonzert C-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart Lust auf „dieses wunderbare Konzert“, wie Bezirksvorsteher Christian Probst in seiner Begrüßung sagte. Sie habe die Seele schon berührt und die Herzen durch ihre Musik geöffnet.
Mit sichtbarer Spielfreude führte dann Rebekka Hartmann ein Zwiegespräch mit dem Stuttgarter Kammerorchester. Beschwingte, nachdenkliche, virtuos-spritzige Töne entlockte die mehrfach preisgekrönte Musikerin ihrer Stradivari im Violinkonzert G-Dur von Joseph Haydn – Töne und Musik, die bisher in diesem Kirchengebäude so noch nie erklungen waren. Das Orchester ließ sich gerne auf diesen Dialog mit der Solovioline ein, souverän geführt von Dirigentin Birgit Müller.
Nach der Pause folgte dann eine Überraschung. Die Musikerinnen und Musiker beherrschen nicht nur ihr Instrument, sondern auch ihre Stimme meisterlich. Noch einmal Haydn, diesmal allerdings gesungen: „Du bist’s, dem Ruhm und Ehre gebühret“. Das Jahresmotto der neuapostolischen Christinnen und Christen (Ehre sei Gott, dem Vater) aufgreifend, besangen sie damit gleichsam das Motto ihres Wirkens und stellten den Benefizgedanken ihres Konzerts in den Mittelpunkt.
Der Erlös dieses Abends geht an die „3 Musketiere Reutlingen“, einen vor zwei Jahren von ursprünglich drei Reutlingern gegründeten Verein. Unter dem Eindruck der Flüchtlingsströme überlegten sich die drei Musketiere, wo sie am effektivsten und schnellsten helfen könnten. Da die Flüchtlingshilfe in Reutlingen gut aufgestellt ist, konzentrierten sich die Vereinsmitglieder auf die Krisengebiete direkt vor Ort. Zusammen mit lokalen Hilfsorganisationen bringen sie dringend benötigte Grundnahrungsmittel, Hygieneartikel, Medikamente und Verbandsmaterialien zu Flüchtlingslagern in der Türkei nahe der syrischen Grenze, zu Gestrandeten an der türkischen Westküste, zu „vergessenen“ Flüchtlingen entlang der Balkanroute. Die Reisekosten zahlen sie aus eigener Tasche, damit die Spendengelder vollständig bei den Geflüchteten ankommen.
Markus Brandstätter, Mitgründer und 1. Vorsitzender des Vereins, stellte die Hauptprojekte des Vereins kurz vor und beeindruckte sichtlich mit seinem hohen bürgerschaftlichen Engagement. Ein Projekt zur Unterstützung und Sicherung des Lebensunterhalts der vielen syrischen Witwen in der Türkei konnte das Publikum im Foyer „befühlen“: die Frauen nähen und bedrucken Taschen, die der Verein hier in Deutschland für sie verkauft. Würde zurückzugeben ist hier das Ziel.
„Du, Herr, hast stets mein Schicksal regieret und deine Hand war über mir“, sang das Orchester im Haydn-Satz – dies gilt auch für die Millionen Geflüchteten.
Mit Beethovens 2. Sinfonie spielte sich das Orchester zum Schluss des Konzerts dann endgültig in die Herzen des Publikums. Sichere Bläser schwebten über dem Klangteppich der Streicher mit ihrem Konzertmeister Holger Koch. Fortissimo erfüllte den Kirchensaal, warme Hörnerklänge, Flötenperlen und Streicher-Pianissimo – das Konzert bot all dies und berauschte die Anwesenden mit wunderbarer Musik.