Am 14.05.2020 hielten wieder drei Gemeindevorsteher, Priester Jan Kittelberger (Rommelsbach), Priester Jürgen Juny (Engstingen), Priester Dietmar Schwaiger (Sickenhausen) aus dem Reutlinger Kirchenbezirk eine Andacht, die per Telefon und Livestream übertragen wurde. Die musikalische Umrahmung übernahm Ehepaar Katja und Dominik Skauradszun aus der Gemeinde Reutlingen-West mit Englischhorn und Klavier.
Als Grundlage diente ein bekanntes Wort aus Lukas 12, 34: „Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein“.
Dieses Jesus-Wort, so Priester Kittelberger in seiner Ansprache zu Beginn, beschreibe die Einstellung eines Menschen, der sich nach dem Reich Gottes sehnt. Es bringt zwei Begriffe zusammen: Das Herz als Sitz unserer Gefühle und Entscheidungen, unserer Bestrebungen und den Begriff Schatz, der schon ausdrückt, dass etwas so Großes kaum mit unseren eigenen Bemühungen angehäuft werden kann. Christsein bedeutet, dass wir schon jetzt und hier ein Stück inneren Reichtum erleben können und einen Schatz haben, der größer ist als alles, was wir uns ausdenken können. Zu diesem Wort aus dem Lukasevangelium passt auch ein Gleichnis Jesu, in dem er vom Acker und der Perle spricht (Matthäus 13). Für den darin beschriebenen Kaufmann ist die Perle so kostbar, dass er dafür seinen ganzen Besitz verkaufte. Jesus beschreibt darin: Ich gebe alles für das, was ich als Wichtig erkannt habe. Kaufleute (zumindest in damaliger Zeit) waren in der Lage, den Wert einer Sache einzuschätzen, waren mutig und risikofreudig, alles darauf zu setzen, diese Sache zu erwerben und weiter zu verkaufen. „Wofür gebe ich meine Energie und alles was ich habe her? Was ist mir wichtig?“ Manchmal tauschen wir den Frieden ein, um recht zu haben, vielleicht sogar den Frieden des Nächsten – dann verkaufen wir etwas, das uns gar nicht gehört.
„Eine Persle ist allein um ihrer selbst willen und als Ganzes ein Schatz“, so Priester Kittelberger.
Bei Jesus selbst finden wir diese Hingabe des Kaufmanns, der alles gegeben hat für die „Perle“, für dich und für mich: Seinen sozialen Status, seine Zeit und am Ende sein Leben. Dies hat er alles hingegeben, weil er es als wichtig erkannt hat. Sinnvollerweise verkauft man Dinge, die an Wert verlieren und kauft Dinge, die an Wert gewinnen. Dies wird eine „Investition in die Zukunft“ genannt. Wir reden in den Gottesdiensten über unsere Zukunft immer dann, wenn wir beten: „Dein Reich komme“.
Nach einer Zwischenmusik (Klavier: Mendelssohn-Bartholdys „Lied ohne Worte“, im früheren Gesangbuch unterlegt mit dem Liedtext „Wie wird uns sein“) zählte Priester Jürgen Juny Schätze aus dem Alltag auf, die Partnerin, den Partner, die Familie, beruflichen Erfolg. Als Investition in die Zukunft, als „Reichtum bei Gott“, bezeichnete er drei Schätze:
Priester Schwaiger fasste danach die unterschiedlichen Aspekte des Bibelwortes zusammen und ging auf die Sätze ein, die Jesus zuvor gesprochen hatte: „Verkauft, was ihr habt, und gebt Almosen. Macht euch Geldbeutel, die nicht altern, einen Schatz, der niemals abnimmt, im Himmel, wo sich kein Dieb naht, und den keine Motten fressen.“ (Lukas 12, 33). Diese „extreme Aussage“ hatte Jesu auch dem sog. reichen Jüngling gegenüber gemacht, der dies nicht einhalten konnte und darum wegging. Priester Schwaiger erwähnte, dass am Abend zuvor Stammapostel i.R. Willi Leber auch zu diesem Wort eine Andacht gehalten und dabei erwähnt hatte, dass sich manchmal Prioritäten ändern, wie jetzt auch in dieser Zeit der Pandemie. Zunächst war es nur um den Schutz und die Bewahrung der Gesundheit gegangen, einige Zeit später sind nach und nach weitere Wünsche gekommen, Wunsch nach Freiheit, nach Kultur. Unter der wirtschaftlichen Not ändert der Mensch seine Wünsche. Wir dürfen uns immer wieder prüfen und fragen, was ist unser Bestreben in unserem Leben? Gott hat uns Menschen als eine unsterbliche Seele geschaffen, der verheißen wurde, einmal bei Gott zu sein. Dieses Ziel ist uns Menschen schwer vorstellbar, auch können wir uns nicht vorstellen, diesem Ziel gerecht zu werden.
Es gibt Menschen, die vor sich hinleben und plötzlich eine ungeheure Energie entwickeln. Dies gilt auch für uns Christen: wenn wir den Wert dieses unteilbaren Schatzes richtig erkennen, werden wir auch dafür unsere ganze Energie spenden.
Die Andacht wurde mit dem gemeinsam gebeteten, mehrfach erwähnten Unser-Vater beendet.