Nachdem es leider auch in diesem Jahr zu den Festtagen noch nicht möglich war, eine Präsenz-Aktion für die Senioren durchzuführen, fand am Freitagabend, 17. Dezember, ein zweiter musikalischer Abend in diesem Jahr statt.
Nach Begrüßung und Gebet durch Priester Jan Kittelberger, Gemeindevorsteher in Reutlingen-Rommelsbach, führte Bischof im Ruhestand Eberhard Koch durch diesen Abend, der im Zeichen der Adventszeit stand. Zu verschiedenen Liedern aus dem Gesangbuch gab der Bischof sehr inhaltsreiche Einblicke zu Komponisten, zur Melodie und den Liedtexten. Dann wurden die Teilnehmer aufgefordert, zu Hause etliche Liedstrophen kräftig mitzusingen. Begleitet wurde der Bischof beim Klavierspiel durch das Violinspiel von Glaubensschwester Christiane Pfäffle. So entstand ein schönes Miteinander, auch leider situationsbedingt getrennt.
Beispielsweise erklang an diesem Abend das Lied "Tochter Zion, freue dich …" Hierzu führte der Bischof unter anderem aus, dass der 1798 geborene Friedrich Heinrich Ranke mit diesem Text einen Lobpreis auf die Ankunft des Erlösers Jesu Christus niederschreiben wollte. Doch wie sollte die Melodie dazu beschaffen sein? Ranke war bei der Abfassung seines ohne Reime auskommenden Gedichts auf einen triumphal klingenden, marschartigen Chorsatz von Georg Friedrich Händel aus dessen Oratorium „Joshua“ gestoßen. So passte er seinen Adventsgesang „Tochter Zion, freue dich“ an Händels Melodie auf so überzeugende Weise an, dass man meinen könnte, Händel habe die drei Strophen von Rankes Gedicht selbst vertont. Bis heute ist es die mitreißende Wucht und die Festlichkeit der raumgreifenden, marschartigen und wachrufenden Melodie, die uns dieses Lied immer wieder begeistert singen lässt.
Neben Hinweisen zu den Liedern „Wachet auf! ruft uns die Stimme…“ oder „Dies ist der Tag, den Gott gemacht“ erklang auch das Lied von Johann Rist: „Brich an, du schönes Morgenlicht“ nach der Melodie von Johann Schop, einem Zeitgenossen Paul Gerhardts. Hierzu erklärte der Bischof auszugsweise: „…Johann Rist war durch seine Vielseitigkeit kaum zu übertreffen: Als Pfarrer, als Seelsorger und mitfühlender Arzt hatte er stets ein offenes Ohr und Herz für die einfachen Menschen seiner Kirchengemeinde, vor allem dann, wenn sie in gesundheitliche und seelische Not geraten waren. Sein Nachlass verzeichnet über 600 Lieder. Das wohl am meisten bekannte Adventslied: „Brich an, du schönes Morgenlicht…“ gehört zu den kostbarsten Liedern, die überliefert sind. Es ist nicht zuletzt auch musikalisch ein schnörkelloses und sprachlich konzentriertes Meisterwerk.
Nach Schlussworten und Gebet wurde der Musikabend mit dem Vortrag des Weihnachtsliedes: „O Holy Niight“ durch Klavier und Violine beendet.