Am 2. Dezember 2017 feierte die neuapostolische Kirchengemeinde Ohmenhausen ein Jubiläum: Seit 60 Jahren besitzt die Gemeinde ein eigenes Kirchengebäude. Zum Fest geladen waren neben den aktuellen Gemeindemitgliedern auch Ehemalige, Nachbarn, Freunde und interessierte Bürgerinnen und Bürger.
Bezirksevangelist Andreas Dürr, stv. Vorsteher des Kirchenbezirks Reutlingen, leitete die Feierstunde mit Gebet und Begrüßung ein, die durch verschiedene musikalische Beiträge umrahmt wurde.
In ihrem Grußwort gratulierte Bezirksbürgermeisterin Heide Schnitzer den Anwesenden zu einem schlichten aber funktionellen Gebäude, das heute, nach mehreren Umbauten, modern, schön und sehr einladend sei. Frau Schnitzer würdigte die respektablen Eigenleistungen, die die Gemeindemitglieder bei Bau und Umbau erbracht hatten. Es sei ein offenes Haus, in dem nicht nur Gottesdienste gefeiert würden, sondern auch der Freundeskreis Flüchtlinge Ohmenhausen Raum für Sitzungen bekäme. Sie fühle sich in der besonderen Atmosphäre des Gebäudes aber auch der Gemeinde immer sehr wohl.
Heiko Zürn, Pfarrer der hiesigen evangelischen Kirchengemeinde, überbrachte neben seinen eigenen auch die Glück- und Segenswünsche seines katholischen Amtskollegen Pfarrer Matthias Dangel. 60 Jahre sei für ein Kirchengebäude nicht unbedingt alt, aber mit Blick auf das viele, was in dieser Zeit in diesem Gebäude von den Gläubigen erlebt und gewirkt wurde, ein Grund zur Freude und Dankbarkeit. In den vergangenen 60 Jahren habe sich vieles geändert in der neuapostolischen Kirche, aber auch in der evangelischen Landeskirche. Die Erkenntnis, dass die Vielfalt im Haus Gottes größer sei als angenommen, sei gewachsen. Deshalb freue er sich, dass es möglich geworden ist, gemeinsam dieses Fest zu feiern. Denn wichtiger als auf das Trennende zu blicken sei es, das Einende in den Vordergrund zu rücken. Den Katechismus der Neuapostolischen Kirche zitierend (Frage 410) lud Pfarrer Zürn die neuapostolische Gemeinde ein, bei gemeinsamen ökumenischen Veranstaltungen im nächsten Jahr mitzuwirken. Er freue sich auf die Zusammenarbeit.
Auch der Gemeindevorsteher Adolf Bühler ging auf die vielen Veränderungen in den vergangenen 60 Jahren ein. Von Beruf Architekt und maßgeblich am Umbau des Gebäudes vor 9 Jahren beteiligt, gab Priester Bühler einen Überblick über den Bau von 1957 und die in zwei Umbauten vorgenommenen Modernisierungen des Gebäudes. Zunächst als schlichter Zweckbau errichtet, ist diese Kirche nun u. a. mit einem barrierefreien Zugang auf die heutigen Bedürfnisse angepasst. Den Innenraum dominiert ein ungewöhnliches Kreuz: Durch einen halbrunden Anbau konnte die Wand hinter dem Altar geöffnet werden. Dabei mussten aus statischen Gründen zwei Träger stehen bleiben, die ein Kreuz bilden. Der senkrechte Pfeiler trägt das Dach, während der Querbalken ringsum laufend das ganze Gebäude zusammenhält. Das Kreuz ist auch das tragende Element des christlichen Glaubens.
Im letzten Wortbeitrag erzählte ein Zeitzeuge aus der Zeit vor dem Kirchenbau und erwähnte manche Anekdote. Seit 1916 gibt es in Ohmenhausen Gottesdienste der neuapostolischen Kirche, zunächst in Privaträumen und ab 1924 in der Gaststätte am „Mähringer Bahnhöfle“. Aus Gomaringen, Mähringen und Ohmenhausen kamen die Gemeindemitglieder meist zu Fuß zum Gottesdienst. Durch den Bau der Kirche im Ohmenhausen im Jahr 1957 teilte sich die Gemeinde in die drei Orte auf.
So gelang es den Beteiligten, einen ebenso informativen wie augenzwinkernden Rückblick mit einem freudigen und hoffnungsfrohen Ausblick zu verbinden. Über beides gab es beim anschließenden Stehempfang manches zu reden.