Unter der Leitung von Karsten Ott führten der Regionalchor Nürtingen und das Kammerorchester Stuttgart der Neuapostolischen Kirche am Sonntag, 11.2.2018, die „Große Messe“ von Wolfgang Amadeus Mozart in der voll besetzten Kirche Reutlingen-West auf. Die bewährte Kooperation der beiden Ensembles versprach auch dieses Mal einen „Hochgenuss an musikalischer Freude“, wie Apostel Volker Kühnle bei seiner Begrüßung wünschte. Zu diesem Genuss trugen dabei in besonderem Maße die beiden Sopransolistinnen Catherina Witting und Jasmin Joos bei.
Mit Frömmigkeit und Liebe hätte Mozart diese Messe vertont, so zitierte der Apostel das Programmheft. Und Frömmigkeit und Liebe hätten weitere Künstler als Impuls aufgenommen, das fragmentarisch gebliebene Werk Mozarts zu vollenden. An diesem Abend erklang die neue Version von Dr. Uwe Wolf und Frieder Bernius, 2016 im Carus-Verlag herausgegeben.
Mit klagenden Tönen und Seufzermotiven begannen die Streicher den Vortrag, das "Kyrie eleison" (Herr, erbarme dich). Leise Töne auch im 66 Sänger starken Chor. Ergreifend dann der erste Sologesang der Sopranistin Catherina Witting, die ihren enormen Stimmumfang gleich zu Beginn sicher und strahlend unter Beweis stellen konnte. Auch das später folgende Zwiegespräch der zweiten Sopranistin Jasmin Joos mit der Oboe im Lobgesang „Laudamus te“ war sehr berührend.
Das Zusammenspiel von Chor und Orchester machte Freude beim Zuhören: sichere Intonation, akkurate Einsätze, auch bei den doppelchörigen Sätzen konnten Chor und Orchester brillieren.
Die Messe ist wie ein kleiner Streifzug durch das Kirchenjahr: von der Geburt Jesu im „Et incarnatus est“ - und er hat Fleisch angenommen - kündet das pastoral nur von Querflöte, Oboe und Fagott begleitete Sopransolo. Die Streicher hingegen machten im „Qui tollis“ die Peitschenhiebe der Peinigung Christi im Passionsgeschehen hörbar. Ergreifend dabei auch der eindringliche Chor-Ruf: „Erbarme dich unser!“
Als Zugabe erklang nach dem großen Beifall „Laudate dominum“ (KV339) für Solosopran, zart begleitet von Streichern und Chor.
Die Sopranarien der c-moll-Messe, speziell das „Et incarnatus“, gehören zu den schönsten Arien der Musikgeschichte. Unvergleichlich die Koloraturen, die Stimmführung von den tiefsten bis hinauf zu den höchsten singbaren Tönen – so unvergleichlich schön und sicher sangen auch die beiden Sopranistinnen. Etwas schade, dass die beiden hervorragenden männlichen Solisten (Tenor Marcus Elsässer und Bass Jens Paulus) in dieser Messe kaum zu hören waren – aber als „treue Musikbegleiter“ werden sie sicher bald wieder einmal mit dem Regionalchor Nürtingen und dem Stuttgarter Kammerorchester musizieren. Wir freuen uns schon darauf!