Eine große Gemeinde hatte sich versammelt: Nicht nur in Reutlingen-West, auch in knapp 400 Gemeinden in ganz Süddeutschland und in zahlreichen Ländern in Osteuropa waren am 3. April 2016 zahlreiche neuapostolische Christen per TV-Übertragung zusammen gekommen, um den ersten Sonntagsgottesdienst nach Ostern gemeinsam zu feiern.
Den Gottesdienst stellte Bezirksapostel Michael Ehrich unter das Bibelwort aus Matthäus 28, 9.10: „Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie traten zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder. Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen: Dort werden sie mich sehen.“
In seiner Predigt über die Begegnung der Jüngerinnen mit Jesus nach dessen Auferstehung zeigte der Bezirksapostel mehrere Möglichkeiten zur Begegnung mit dem Herrn in der Gegenwart auf: Sei es im Gebet, in persönlichen Glaubenserfahrungen oder im Gottesdienst. „Lasst uns der Fürsorge und Zuwendung Gottes voll und ganz bewusst sein und darauf bauen“, rief er in seiner Predigt die Zuhörer auf.
Ruhesetzung nach 21 Jahren im Bischofsamt
Schon seit einigen Wochen war bekannt, dass in diesem Gottesdienst Eberhard Koch, der Bischof des Apostelbereichs Nürtingen, altershalber in den Ruhestand treten würde. Eingeleitet von Mendelssohns „Denn er hat seinen Engeln befohlen“, vorgetragen vom Regionalchor Nürtingen, den Koch einst gegründet hatte, predigte der Bischof zum letzten Mal. In seiner Predigt stellte er den Dank in den Mittelpunkt: Dank für die positiven Veränderungen in der Kirche in den letzten zwanzig Jahren und Dank für alle Unterstützung in seiner Amtszeit. „Wir alle sind Mitarbeiter des Herrn. Was für ein Amt wir tragen, woher wir kommen und was aus uns geworden ist, ist zweitrangig. Mitarbeiter des Herrn zu sein, ist eine schöne Aufgabe“, so erklärte der scheidende Bischof nochmals sein Verständnis von Amt und Dienst für Christus.
Bischof Koch warb dafür, auch künftig ein Klima des Vertrauens in den Gemeinden anzustreben: „Paulus war deshalb so groß, weil er es verstand, alle einzubinden in die schöne Arbeit des Evangeliums. Er war sich seiner Würde und Größe als Apostel bewusst, aber er nahm jeden an und wusste: Jeder ist wichtig.“
Nach weiteren Predigtbeiträgen von Bischof Manfred Schönenborn, dienstjüngster Bischof aus Heilbronn, und Apostel Jürgen Loy, tätig im Nachbarbereich Stuttgart, feierte die Gemeinde das Heilige Abendmahl.
Anschließend versetzte der Bezirksapostel Bischof Eberhard Koch in den Ruhestand und würdigte dabei dessen vielfältige Arbeit als „echter Seelsorger“ im Apostelbereich Nürtingen und in mehreren westafrikanischen Ländern. Zudem betonte er die wegweisende Arbeit des Bischofs in zahlreichen internationalen Gremien zur musikalischen Weiterentwicklung der Kirche. „Du warst immer nah bei den Brüdern und Schwestern und hattest auch in schwierigen Situationen eine bewundernswerte, ruhige Art. Du hattest immer ein offenes Ohr und ein offenes Herz für die Anliegen der Geschwister“, sagte Ehrich bei der Ruhesetzung.
Koch war seit 1995 Bischof im Apostelbereich Nürtingen, der von der Filderebene bis auf die Schwäbische Alb und von den Stauferbergen bis in den Schönbuch reicht. Bis zu seiner Ordination durch den damaligen Stammapostel Fehr am 26. März 1995 arbeitete er als Lehrer für Musik und Germanistik an einem Gymnasium und war ehrenamtlicher Gemeindevorsteher der zweitgrößten neuapostolischen Kirchengemeinde in Reutlingen.
Abschiedsgottesdienst am Donnerstag
Bereits am Donnerstag vor der Ruhesetzung des Bischofs hatten sich die Bezirksämter, Gemeindevorsteher und Musiker des Apostelbereichs Nürtingen in einem feierlichen und von vielen dankbaren Empfindungen begleiteten Gottesdienst in Reutlingen-West von „ihrem“ Bischof verabschiedet.
Apostel Kühnle, Bischof Koch und einige Weggefährten predigten über Jeremia 31, 25: „Denn ich will die Müden erquicken und die Verschmachtenden sättigen."
Dieses Bibelwort hatte Stammapostel Fehr 1995 bei der Ordination Kochs zum Bischof dem Gottesdienst zugrunde gelegt.