"Wir sind schon durchgefahren durch den neuen Tunnel - leider nur bei der Simulation auf der Leinwand". Reutlingens Zukunft durfte eine Gruppe von ca. 35 Neugierige miterleben.
Die Führung für die Gruppe "55plus" fand am Südportal der Baustelle des Scheibengipfeltunnels statt. Priester Jürgen Grauer, Vorsteher der Gemeinde Engstingen, beschäftigt beim Ingenieurbüro für Tunnel- und Felsbau Müller-Hereth, das hier für die Bauüberwachung zuständig ist, präsentierte einige interessante Fakten zu den Baumaßnahmen für den Scheibengipfeltunnel.
Erste planerische Überlegungen waren schon 1967, eine Ortsumgehung B 312 für Reutlingen unter dem Hausberg Achalm zu bauen, um die hohe Verkehrsbelastung durch die Innenstadt zu reduzieren und eine deutliche Verkürzung der Durchfahrt. Der Spatenstich war am 18.09.2009, der Tunnelanschlag konnte am 13.11.2012 erfolgen und am 27.1.2014 um 13.50 Uhr war der Tunneldurchbruch geschafft.
1.910 m lang wird die Röhre unter dem Scheibengipfel - gebaggert, gesprengt in bergmännischer Weise durch graue Tonsteine des Braunjura. Die Stahlbeton- Innenschale ist eine wasserundurchlässige Betonkonstruktion.
Neben dem 2-spurigen Haupttunnel wird parallel der Rettungsstollen gebaut, verbunden durch 7 Fluchtstollen. Auch für den Brandfall ist gesorgt: Eine Rauchabsaugung über die Zwischendecke, endet mit einem Kamin am südlichen Betriebsgebäude. Sowohl im Süden wie auch im Norden sind betriebs- und steuerungstechnische Anlagen.
Nach der Theorie ging die Gruppe ausgestattet mit Gummistiefeln, Schutzhelmen und Schutzwesten zum Baugelände. Beeindruckend - diese befestigten Wände schon am Tunneleingang, im Tunnel große spezielle Baumaschinen. Ständig werden die Wände auf Bewegungen mit Vermessungspunkten beobachtet. Rund um die Uhr wird gearbeitet, Meter um Meter. Unmengen von Beton werden benötigt.
Ab 2016 sind die groben Arbeiten fertig, dann folgt die Ausstattung mit Technik und Markierungen. 2017 soll die Einweihung sein. 109 Mio. € wird das alles kosten. Die Gruppe kann es sich jetzt gut vorstellen, vom Nordportal am Knoten Efeu geradewegs durchzufahren und am Südbahnhof wieder ans Tageslicht zu kommen und sich weiter einzuordnen nach Reutlingen, Pfullingen, Eningen, auf die Alb.
Ein herzliches Dankeschön für diese aufschlussreichen Informationen an Priester Grauer!