Im Jahr 2022 feierte die Gemeinde Sonnenbühl ihr 100-jähriges Bestehen. Zum Festgottesdienst kam Apostel Jürgen Loy am Sonntag, 11.12.2022.
Der Apostel legte seiner Predigt ein Jesajawort zugrunde: „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!“ (Jesaja 60, 1).
Auf das Chorlied eingehend (Der Herr ist mein Hirt) erwähnte Apostel Loy, dass er auf dem Weg zur Kirche an einer Schafherde vorbeifuhr, die in der Eiseskälte dicht gedrängt und hungrig zusammenstand. Er übertrug dieses Bild auf unser eigenes Leben: auch wenn es uns selbst einmal innerlich nicht gut gehe, wenn es kalt um uns ist und wir hungern, geschieht doch immer wieder das Wunder, dass der Gute Hirte Jesus Christus uns mit den „Kräuterhälmchen“ versorgt, die wir gerade benötigen.
Ein Rückblick auf die schwierigen Anfänge der Gemeinde, die in der Festschrift festgehalten sind, sei eine Vergewisserung und eine heilige Verpflichtung, nicht nur eine schöne Erinnerung. Dieser heutige „Adventsantrieb“ „Mache dich auf, werde Licht“ hat auch unsere Vorfahren dazu angetrieben, sich aufzumachen in die Gottesdienste, auch unter Gefahr für Leib und Leben, manches Mal sogar unter Polizeischutz. Es sei oft ein „schmerzhaftes Bekenntnis zur Neuapostolischen Kirche“ gewesen. Auch die Kriegsjahre waren eine schmerzhafte Belastung für die Familien und die Gemeinde, insbesondere auch für die Glaubensgeschwister jüdischer Herkunft gewesen. VielDer Apostel wünschte der Gemeinde, dass sie auch heute diese innere Stärkung erleben möge, sich wieder aufzumachen zu Jesus Christus.
Einen besonderen Jubiläumsgruß brachte Apostel Loy mit: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt (Offenbarung 1, 4) und legte damit den Frieden Jesu Christi, seine Gnade und Barmherzigkeit auf die Gemeinde.
Hier und heute werden wir auf unserem Kirchgang nicht mehr bedroht. Es ist schön, sich im Glauben austauschen zu können, die Gemeinde pflegt vor Ort schöne ökumenische Verbindungen. „Mache dich auf,“ so Apostel Loy weiter, „als Christen wieder versöhnt zu sein, auch im interreligiösen Dialog, der in Reutlingen seit einigen Jahren gepflegt wird, auch mit Menschen, die nicht (mehr) an Gott glauben. „Mache dich auf!“, miteinander zu reden und musizieren und dabei das Bekenntnis zur Kirche, zum wieder aufgerichteten Apostolat und zur Wiederkunft Jesu hochzuhalten, damit gleichsam ein Licht in uns und für Andere anzuzünden.
Auffällig sei, dass in der „Neuen“ Kirche in Sonnenbühl zu Beginn mehrheitlich Frauen ins Kirchenbuch eingetragen wurden – Sonnenbühl sei „eine Frauenkirche“ gewesen. Schön, dass heute, 100 Jahre später, die Kirchenleitung die Frauenordination möglich mache.
Bezirksältester Christian Probst, der Vorsteher des Kirchenbezirks Reutlingen, wurde noch zu einem Predigtbeitrag gerufen. Er ging auf die geologische Besonderheit ein, dass Sonnenbühl, auf der Albhochfläche gelegen, mit die meisten Sonnenstunden in Deutschland zählt, aber ganz in der Nähe auch der kälteste Ort Deutschlands liegt. Die Kaltluft der Hochfläche fällt in die tiefen Täler ein und sammelt sich dort. Die einzige Möglichkeit des Aufwärmens bietet nur die Sonne. Jesus Christus ist unsere Sonne und „ihr, die Gemeinde, weil ihr in den letzten 100 Jahren dieses Licht weitergetragen habt“, so der Bezirksvorsteher. So kann die kalte Luft abfließen und wird durch warme Luft ersetzt.
Vor der Feier des Heiligen Abendmahls wurde auch der Gemeindevorsteher Marco Allmendinger zu einem Beitrag gerufen. Für die abwechslungsreiche musikalische Umrahmung des Gottesdienstes sorgten der gemischte Gemeindechor und der Jugendchor der Gemeinde, begleitet von Klavier. Ein kleiner Imbiss im Foyer lud nach dem Gottesdienst zum Verweilen und zur Gemeinschaftspflege ein.