In einem feierlichen und sehr bewegenden Gottesdienst am Sonntag, 19.06.2022 profanierte Bischof Matthias Grauer das Kirchengebäude in Lichtenstein-Unterhausen. Ab sofort feiern die Lichtensteiner Gläubigen die Gottesdienste mit und in Pfullingen. Eine Kooperation der beiden Gemeinden besteht bereits seit September 2014. Die für 2020 geplante Zusammenlegung musste coronabedingt auf dieses Jahr verschoben werden.
Bischof Grauer, langjähriger Vorsteher der Gemeinde (2005-2019), legte dem letzten Gottesdienst im alten Kirchengebäude ein Bibelwort aus dem Epheserbrief zugrunde: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben, um sie zu heiligen. Er hat sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort, damit er für sich die Gemeinde herrlich bereite, die keinen Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern die heilig und untadelig sei.“ (Epheser 5, 25-27)
Auf das Chorlied (Jesu Friede sei mit allen) eingehend sagte der Bischof, dass Gottes Friede in uns nur so viel Raum einnehmen kann, wie wir ihm geben. In den zuvor liegenden Gottesdiensten wurde die Liebe Gottes aus verschiedenen Perspektiven gezeigt. Jesus Christus hat uns in seiner bedingungslosen Liebe einen Maßstab geschenkt, wie wir uns untereinander in Familie und Gemeinde lieben sollen. Dabei besteht die Kirche aus einem sichtbaren Teil wie diesem Kirchengebäude und einem unsichtbaren Teil, den Sakramenten und dem Wort Gottes. „Worauf richten wir unseren Blick?“ Manchmal halten wir uns zu sehr am Äußeren auf, das vergänglich ist. Unsere Beziehung zu Gott jedoch prägt unser Leben und unsere Entscheidungen. Gott möchte, dass wir uns mit ihm und seiner Liebe zu uns beschäftigen. Bischof Grauer zitierte in diesem Zusammenhang Stammapostel Jean-Luc Schneider: „Warum sollte ich mich gegen Entwicklungen auflehnen, die Gott in unser Menschsein gelegt hat?“
Dem ersten Gottesdienst, der 1924 in Lichtenstein-Honau gefeiert wurde, lag Psalm 23 zugrunde „Mir wird nichts mangeln“. Als 1937 in Lichtenstein-Unterhausen eine eigenständige Gemeinde gegründet wurde, prägte dieser Psalm vom Guten Hirten ebenfalls den Gottesdienst. 2003 waren die Gemeinden Honau und Unterhausen wieder zusammengeführt worden. Aber die Zusage Gottes ist für beide Gemeinden bis heute gültig: Du wirst keinen Mangel leiden. Auch wenn wir Menschen so viele Mängel, „Falten und Runzeln“ in unserer Kirche erkennen, rief der Bischof diese Zusage ins Gedächtnis: Die Liebe Gottes kann jeden Mangel ausfüllen. Der Gute Hirte Jesus wird dir geben, was du brauchst!
Zu weiteren Wortverkündigungen wurden Bezirksevangelist Claus-Peter Wagner und der Bezirksvorsteher Christian Probst gerufen. Bezirksältester Probst hatte vor kurzem sein Elternhaus ausgeräumt, ein schwerer Abschied. Sein Trost war, dass er seine Mutter mitnehmen konnte. Das gab er den Lichtensteiner Gemeindemitgliedern mit: Wenn ihr aus Lichtenstein nach Pfullingen weggeht, nehmt ihr Jesus mit, euren Vorsteher, eure Amtsträger – ein Trost für die Zukunft.
Nach der Feier des Heiligen Abendmahls las Evangelist Frank Siller, seit 2019 Vorsteher für die beiden Gemeinden Lichtenstein und Pfullingen, aus der Kurzchronik vor. Im letzten Gebet, das im Gotteshaus gesprochen wurde, entwidmete Bischof Grauer das Gebäude und spendete der Gemeinde Gottes Segen.
Die Gemeindemitglieder konnten nach dem Gottesdienst bei einer Bilderpräsentation und vielen Gesprächen Erinnerungen aufleben lassen und Abschied vom Kirchengebäude nehmen, sowie den Blick nach vorne auf die Gemeinschaft mit den wohlbekannten Pfullinger Glaubensgeschwistern richten.