Einmal im Monat trifft sich die Jugend des Bezirks, um gemeinsam den Sonntags-Gottesdienst zu feiern. Normalerweise wird dieser Jugendgottesdienst vom Bezirksältesten oder einem seiner Stellvertreter, den Bezirksevangelisten, durchgeführt. 2018 will der Bezirk Reutlingen neue Wege gehen: Gemeindevorsteher oder jugendliche Priester sollen ab und zu diese Gottesdienste halten.
Den Anfang machte Hirte Jürgen Haß, Vorsteher der Gemeinde Reutlingen-Süd, am 25. Februar 2018. Ein kurzes Bibelwort bildete die Grundlage für seine Predigt: „Ich sage euch aber: Hier ist Größeres als der Tempel.“ (Matthäus 12, 6).
Jesus war ständig „traditionalistischen Besserwissern“ ausgesetzt, die ihn prüfen wollten, so auch im Kontext des Bibelworts. Menschen, die streng nach den mosaischen Gesetzen lebten und andere verurteilten, die dies nicht taten. Am Sabbat soll der Mensch ruhen. Ähren auszuraufen und zu essen, wie dies die hungrigen Jünger getan hatten, war nach dem alten Gesetz verboten. Jesus hielt seinen Gegnern allerdings Ausnahmen entgegen. In den Versen zuvor steht: Er aber sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als ihn und die mit ihm waren, hungerte: Wie er in das Haus Gottes ging und aß die Schaubrote, die doch weder er noch die mit ihm waren, essen durften, sondern allein die Priester? Oder habt ihr nicht gelesen im Gesetz, dass die Priester am Sabbat im Tempel den Sabbat brechen und sind doch ohne Schuld? (Matthäus 12, 3-5). Mit seinem „theologischen Sachverstand“ nannte Jesus also Notsituationen, in denen vom reinen Gesetz abgewichen werden könne. Dabei kommt es auf die Herzenseinstellung an, auf eine christliche Motivation, auf weises Handeln aus Liebe zu Christus und im Sinne christlicher Nächstenliebe.
Evangelist Marco Allmendinger, Vorsteher der Gemeinde Sonnenbühl, und Priester Jürgen Grauer, Vorsteher in Eningen, wurden zu Predigtbeiträgen gerufen. Gedanken kommen, dafür können wir nichts, das ist menschlich. Wichtig ist jedoch, dass sich diese Gedanken nicht festsetzen würden, dass wir unser Denken über Andere immer wieder überprüfen und ändern würden, so Evangelist Allmendinger. Dazu hat Gott uns den Verstand gegeben, der uns befähigt, auch über uns selbst und unsere Maßstäbe nachzudenken und sie immer wieder zu überprüfen. Gottes Geist ist in uns gelegt, er leitet unsere Gedanken und Empfindungen in göttliche Richtungen.
Dies bekräftigte auch Priester Grauer, der auf das Lied verwies „Blicke nur auf Jesum“, denn er hat uns gezeigt, wie wir denken und uns verhalten sollen. Er hat sich oft unerwartet für seine Mitmenschen verhalten und dadurch alte Strukturen aufgebrochen, so dass sich manches verändern konnte. Der Priester ermunterte die Jugendlichen, sich konstruktiv mit neuen Gedanken einzubringen, damit sich etwas ändert, um unsere Kirche vorwärts zu bringen.
Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst vom Jugendchor unter der Leitung von Priester Jonathan Haß.