Das erste ökumenische Konzert im Bereich Reutlingen, bei dem ein neuapostolisches Orchester mitwirkte, blickte am Sonntag, 12.11.17 in der evangelischen Andreas-Kirche Eningen unter Achalm zurück auf die Reformation und voraus auf die Ökumene. Am Tag zuvor war dieses Konzert bereits in der Neuapostolischen Kirche Nürtingen zu hören.
Hatte der Hausherr, Pfarrer Johannes Eißler, bei seiner Begrüßung noch von einer „vorsichtigen Annäherung zwischen der Neuapostolischen Kirche und den anderen ACK-Kirchen“ gesprochen, machte doch das begeisterte Zusammenwirken des Bereichsorchesters Nürtingen-Reutlingen der Neuapostolischen Kirche mit dem Chor der Evangelischen Kirchengemeinde Eningen unter Achalm ein erstes Zusammenwachsen deutlich. Nicht zuletzt die beiden Dirigentinnen, Nevena Breschkow und Claudia Bluthard, trugen zu diesem Eindruck bei. Musik verbindet.
Das anspruchsvolle Programm, das die beiden Frauen zusammengetragen hatten, verlor sich nicht in endlosen Variationen des Mottos, sondern stellte das Wort Gottes, das „sola scriptura“, den theologischen Grundsatz der Reformation, in den Mittelpunkt. Dies nicht nur in den a cappella vorgetragenen Chorsätzen aus sechs Jahrhunderten, sondern auch in den beiden Orchesterstücken. Beethovens „Die Himmel rühmen“ und Haydns „Du bist’s“, vom Orchester machtvoll intoniert, umrahmten die gemeinsam musizierte Kantate von Dietrich Buxtehude „Erhalt uns Herr bei deinem Wort“, ein gesungenes Gebet ergänzt durch die Bitte „gib unserm Volke und aller Obrigkeit Fried und gut Regiment“, das in Luthers „Verleih uns Frieden gnädiglich“ mündet. Auch heute noch, nach 500 Jahren Reformation, aktuelle Bitten.
Das neuapostolische Orchester und der evangelische Chor, verstärkt durch einige Sängerinnen und Sänger der Neuapostolischen Kirche Eningen, verschmolzen im Verlauf des Konzerts immer wieder in unterschiedlichen Besetzungen. Die dabei sichtbar werdende Freude am gemeinsamen Musizieren fasste Pfarrer Eißler denn auch in einem Text von Hanns Dieter Hüsch zusammen, den das Publikum unterstreichen konnte:
Denn wir sind Kinder Gottes: Gottes Kinder!
Und jeder soll es sehen oder ganz erstaunt sein
Dass Gottes Kinder so leicht und fröhlich sein können
Und sagen: Donnerwetter
Fanfarenklänge der Holzbläser leiteten zum Ausklang des Konzerts den 4. Satz der Reformationssinfonie von Felix Mendelssohn Bartholdy ein. Noch einmal das Motto „Ein feste Burg“ aufgreifend, erscholl zum Abschluss eines gelungenen Konzerts ein „solcher Orchesterklang“, wie ihn der Pfarrer nach eigenen Angaben in seiner Kirche noch nie gehört hatte. „Sie müssen wiederkommen!“