Bereits zum vierten Mal während der Corona-Pandemie fand am Donnerstag, 7. Mai 2020, eine Andacht statt, die per livestream und Telefon übertragen wurde. Diese Andacht gestalteten Jugendliche des Bezirks Reutlingen.
Abstand halten ist nach wie vor geboten, darum stellte sich ein jugendliches Quartett vor dem Kirchengebäude auf, um die Andacht musikalisch zu umrahmen, im Wechsel mit Klavierimprovisationen von Fabian Juny. Jesus stand nicht nur durch die Auswahl der Musikstücke im Vordergrund. Das Bibelwort, das der Andacht zu Grunde lag, stammte aus Jesu Abschiedsreden im Johannesevangelium: „Das habe ich euch gesagt, auf dass meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde.“ (Johannes 15, 11)
In seiner Ansprache ging Bezirksältester Christian Probst auf den Widerspruch ein, der in diesen Abschiedsreden lag. Jesu sprach darin nicht nur von seinem kommenden Sterben, sondern auch von der Freude, die er hat und in die Herzen der Jünger hineinlegt. In starken Bildern spricht er auch von der Ausgießung des Heiligen Geistes, vom Weinstock und vom Gebot der Liebe, eigentlich sehr positive Dinge. Jesus konnte dies sagen, weil er weiter sah, bis an das Ende, und weil das Vertrauen in seinen Vater ihm Halt und Freude gab.
Bezirksvorsteher Probst sprach von einer Parallelstelle zu den Emmaus-Jüngern. Am Ostermorgen hätten die Jünger den Auferstandenen erlebt, und waren danach wieder allein. Sie befanden sich in einer Situation, die sie schwer einordnen konnten – so wie vielleicht mancher von uns auch gerade. Petrus und weitere Jünger gingen dann an den See Tiberius und fischten vergeblich. Am Ufer trafen sie auf einen ihnen unbekannten Mann, der ihnen sagte, sie sollen die Netze auf der anderen Seite auswerfen. Sie taten das und dann erkannten sie, dass der Unbekannte Jesus war. Der Erfolg, der Segen lag nicht an der Tatsache, ob die Netze auf der rechten oder der linken Seite ausgeworfen wurden, sondern im Befolgen des Wortes Jesu. Das Vertrauen gab den Jüngern damals und gibt uns auch heute Sicherheit, Halt, Erfolg und die Stärkung, die wir benötigen.
Diakon Jannik Walter aus der Gemeinde Kusterdingen erwähnte in seinem anschließenden Wortbeitrag, dass er, müde und niedergeschlagen von der Arbeit und etwas aufgeregt vor der Aufgabe hier, auf seiner Autofahrt in die Kirche Sonnenbühl Musik gehört hätte. Nach einigen Minuten kam die Bach-Motette „Jesu, meine Freude“, ein schönes Zeichen für ihn, dass Jesus ihn begleitet, bei ihm und bei uns ist, jetzt und hier, bei den Zuhörenden zu Hause, „bei dir, liebe Seele, ganz nah. Du kannst dich auf ihn verlassen und direkt zu ihm, dem Herrn Jesus, beten.“ Jesus kann eine Brücke schlagen zum Nächsten, auch wenn wir gerade ungewohnte Wege gehen müssen. Er gibt uns die Kraft, auch das scheinbar Unmögliche möglich zu machen.
Priester Christoph Haar aus Reutlingen-West sagte nach einem Klavierstück, dass das vorgelesene Bibelwort gerade jetzt in dieser Zeit kam, in der wir vielleicht Angst haben. Jesus sagte, dass wir diese Freude erleben können, wenn wir sein Gebot der Nächstenliebe halten.
In der Vorbereitung dieses Abends hätten die Mitwirkenden darüber gesprochen, was ihnen in der heutigen Situation fehlen würde. Von den vier Pfeilern der christlichen Kirche, der Apostellehre, der Gemeinschaft, dem Brotbrechen und dem Gebet, sind uns scheinbar zwei weggebrochen: Brotbrechen und Gemeinschaft. Und doch könnten wir die Gemeinschaft trotz Kontaktverbot pflegen durch Telefonate und Gespräche und vielleicht noch mehr schätzen als früher. In dieser Liebe untereinander können wir die Freude und die Nähe Jesu erleben und verspüren.
Zum Ende dieser „Besinnungsstunde“, dieser Andacht, sprachen die drei Amtsträger zu dritt nacheinander ein Gebet als ein Zeichen der Verbundenheit.