Der dritten Abend-Andacht für den Bezirk Reutlingen am Donnerstag, 30.04.2020, lag ein Psalmwort zugrunde: „Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet! Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen! Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel.“ (Psalm 34, 9-10).
Zu Beginn seines geistlichen Impulses ging Evangelist Ralf Kirchner aus der Gemeinde Reutlingen-West auf das Lied ein, das Ehepaar Birgit und Dietrich Faiss gespielt hatte: „Herr, weil mich festhält deine starke Hand“. Ein schöner Impuls, festgehalten zu sein von Gott an seiner starken Hand, das wünsche er uns allen in diesen Tagen.
Psalme seien oft aus großer Not und Verzweiflung geschrieben worden, so Evangelist Kirchner weiter. Dieser Psalm des Königs David sei jedoch etwas Besonderes, denn er beginne schon mit Lob: „Ich will den HERRN loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.“ Vielleicht erscheint uns das nicht immer einfach. Aber der Psalmist gibt auch einige Hinweise, wie uns das Loben gelingen kann: „Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist“. Wir sollen also alle unsere Sinne einsetzen, um wahrzunehmen, was Gott tut, was er uns gegeben und geschenkt hat. Schmecken kann man nicht aus der Ferne, dazu muss man sich die Dinge zufügen, eine Weile darauf herumkauen, um die unterschiedlichen Nuancen zu schmecken. Wir sind eingeladen, uns mit diesem Wort zu beschäftigen.
In der Freundlichkeit des Nächsten können wir auch Gottes Freundlichkeit erkennen. Umgekehrt können wir es uns auch zur Aufgabe machen, auch selbst freundlich zu sein. So können unsere Mitmenschen Gottes Freundlichkeit an uns erkennen.
Wenn wir jetzt in der Öffentlichkeit Mund- und Nasenschutzmasken tragen müssen, ist die Mimik schlechter erkennbar. Darum sollten wir unsere (Gottes) Freundlichkeit in unseren Augen und in unseren Worten wahrnehmbar machen. Gottvertrauen kann entstehen, wenn wir diese positiven Dinge wahrnehmen. Gottes Geist hilft uns, die Dinge besser wahrzunehmen und richtig zu verstehen.
Ergänzend dazu fragte Evangelist Joachim Henes aus der Gemeinde Wannweil, wie denn der Herr sei. Er zitierte die bekannten „Ich bin“ Worte:
In einer anderen Übersetzung heißt es im Psalm 34: „Nehmt den Herrn ernst“. Dies können wir tun, indem wir Gott danken, indem wir das Böse meiden, indem wir Gutes tun, indem wir unsere Sünden bereuen und bußfertig sind, und indem wir unsere Schwachheit bekennen, die Gnade annehmen und auf seine Stärke bauen. Denn die ewige Gemeinschaft mit unserem Gott steht uns bevor.
Priester Alexander Pfäffle aus der Gemeinde Gomaringen griff den Schluss des vorgelesenen Psalmworts auf: Die Gott fürchten, haben keinen Mangel. Oberflächlich betrachtet könnte man daraus schließen, dass es allen denen, die an Gott glauben, gut gehen muss. Realistisch gesehen, ist dies aber nicht so. Die Menschen, die an Gott glauben, sind nicht gesünder oder reicher als andere. In einer parallelen Stelle im Psalm 73 beschreibt Asaf, wie er fast gestrauchelt wäre, als er sah, dass es den Frevlern so gut ging. Aber er konnte weiter schauen und sagen: Dennoch bleibe ich stets an dir. Gott kümmert sich nicht um diese vergänglichen Dinge, die uns so oft beschäftigen. Gott sieht an das Ende. Vom Ende aus betrachtet sehen Dinge oft ganz anders aus. Priester Pfäffle zitierte einen Ausspruch von Stammapostel Jean-Luc Schneider: Wenn es noch nicht gut ist, dann ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Mit Gott haben wir immer eine Perspektive.
Die momentane Mangel-Situation ermöglicht es uns, einmal mit Menschen in anderen Ländern und Erdteilen mitzufühlen, die immer im Mangel leben, auch ohne Corona.
Apostel Petrus schrieb in einem Brief: „Alle eure Sorgen werfet auf ihn, denn er sorgt für euch.“ (1. Petrus 5, 7). Dies ist das Geheimnis, auch des Psalmwortes: Vertrauen wir doch auf Gott, geben wir doch alle Dinge ab, die wir nicht ändern können. Machen wir uns nicht unnötige Sorgen um Dinge, die wir nicht beeinflussen können, sondern geben wir diese Sorgen an Gott ab, vertrauen wir doch auf ihn. Denn Gott möchte unser Heil und schenkt uns seine Liebe.
Mit dem gemeinschaftlich gesprochenen Gebet Jesu, dem Unser Vater, und einem weiteren Musikbeitrag Klavier/Cello ging die Andacht zu Ende. Sie wurde als Livestream im Internet übertragen und konnte so von vielen Gläubigen trotz des Coronabedingten Versammlungsverbots gesehen und gehört werden.