Seit einigen Jahren pflegen wir in Reutlingen die Tradition einer frühmorgendlichen Osterandacht. Dieser schönen Tradition wollten wir auch zu diesem Osterfest nachgehen - selbstverständlich im Einklang mit den gesetzlichen Vorschriften während dieser schwierigen Zeit.
"In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden" - mit dieser Aufforderung Jesu begrüßte Bezirksältester Christian Probst am Ostersonntag, 12. April 2020, die ungewohnte Internet-Andachtsgemeinde. Aufgrund der offiziellen Beschränkungen war es in diesem besonderen Jahr während der Corona-Krise nicht möglich, die sonst übliche Form der Osterandacht in der Kirche Ohmenhausen zu wählen. Zur Eindämmung der Corona-Pandemie waren 2020 europaweit alle Gottesdienste und sonstigen kirchlichen Angebote einige Wochen lang ausgesetzt. Gottesdienste ohne sakramentale Handlungen wurden per livestream über diverse Internetkanäle angeboten.
Um trotz dieser Einschränkungen im Gemeindeleben eine Einstimmung auf das Osterfest möglich zu machen, bot der Reutlinger Kirchenbezirk der Neuapostolischen Kirche eine Andacht per livestream an. Fünf Personen - Seelsorger und Bezirksvorsteher Christian Probst, Sopranistin Melina Kittelberger, Fabian Juny an Orgel und Klavier, Priester Jürgen Juny als Techniker und Claudia Klatt für die Bibellesungen - trafen sich dazu am frühen Morgen in der Kirche in Sonnenbühl.
Die Lesungen aus Psalm 30 und Matthäus 28 richteten den Blick vom Grab des Gekreuzigten und von eigener Not hin zum Auferstandenen. Umrahmt wurden sie von musikalischen Beiträgen, bei denen die virtuelle Gemeinde zu Hause an PC und Laptop mitsingen konnte (Gesangbuch Nr. 56: "Vom Tode heut erstanden ist") und von sehr gefühlvoll vorgetragenem, von der Orgel begleitetem Sologesang ("Gott in der Höh sei Preis und Ehr" sowie Bachs "Wohl mir, dass ich Jesum habe").
In seinem geistlichen Impuls erwähnte der Bezirksvorsteher, dass er Ostern und die davorliegende Passionswoche selten so bewusst erlebt habe wie in diesem Jahr. Den Gläubigen gab er im Rückblick auf Jesu Auferstehung mit: "Vertraue darauf, dass Dein Gott auch heute noch die Erde bewegt und Steine beseitigt"!
In kurzen Sequenzen hatten Vorsteher der Gemeinden im Bezirk einen Ostergruß übermittelt, die danach gesendet wurden, auch eine kurze Videoansprache von Apostel i.R. Volker Kühnle, in der er den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoefer zitierte: "Wer Ostern kennt, braucht sich nicht zu fürchten."
Mit dem Klavierstück "Come share the lord", das die Feier des Heiligen Abendmahls thematisiert, klang die Andacht aus und leitete über zum Ostergottesdienst, den Stammapostel Jean-Luc Schneider um 10 Uhr hielt und der aus Frankfurt weltweit per livestream im Internet ausgestrahlt wurde.