Apostel Volker Kühnle hielt am 14.8.2019 einen Gottesdienst in Lichtenstein. Erst am Vormittag desselben Tages war er von einer Reise nach Afrika (Gabun, Kamerun und Äquatorial-Guinea) zurückgekehrt.
Als Predigtgrundlage diente ein Wort aus dem Alten Testament: Sie sind schnell von dem Wege gewichen, den ich ihnen geboten habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht und haben's angebetet und ihm geopfert und gesagt: Dies sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägyptenland geführt haben. (2. Mose 32, 8).
Der Vers wurde in einer Bibellesung (2. Mose 32, 1-6) deutlicher beleuchtet.
Zur Aussage, dass man Gott an allen Orten loben soll, erzählte der Apostel ein Erlebnis: Auf einer Fahrt zum Gottesdienst in Afrika musste die letzte Strecke zu Fuß zurückgelegt werden. Eine Glaubensschwester mit ungeeignetem Schuhwerk rutschte dabei aus und fiel in ein Schlammloch. Sie stand lachend auf und sagte: „Dass wir das noch erleben dürfen!“ Dieser Satz wurde zu einem geflügelten Wort in manchen Zu- und Umständen. Lasst uns Gott loben in allen Zu- und Umständen, in allen Verhältnissen. Wenn es einem gut geht, vergisst man vielleicht das Loben, aber auch in Leid, Trübsal, Not und Sorge, sollen wir an allen Orten Gott wahrhaft loben. Loben zieht nach oben – Danken schützt vor Wanken.
Das Volk Israel auf dem Weg zum verheißenen Land, aus der Sklaverei befreit, hat Wunder über Wunder Gottes erlebt. Gott ruft Mose auf den Berg, um ihm die Gesetzestafeln zu geben. Als Gott verzögert, bauen die Israeliten einen Götzen, ein goldenes Kalb. Das kannten sie aus ihrer Umgebung. Ist man irgendwo herausgefordert, greift man gerne zu bekannten Mitteln, und das sind leider nicht immer die richtigen.
Auf dem Weg in das verheißene Land, von Gott geführt, voller Zuversicht und Hoffnung, in ein Land ohne Not, ohne Einschränkung – einfach die Fülle. In diese Situation hinein will Gott dem Volk noch mehr Segen schenken und ruft Mose zu sich. Die Israeliten können nicht warten: Ungeduld und mangelndes Vertrauen.
Sie reißen die Ohrringe weg – ein Eingriff der Gewalttätigkeit. Sie formen einen Götzen, dann stehen sie auf, machen ein Fest, wo vorher noch Hoffnungslosigkeit, Ungeduld und eine innere Lähmung war. In diesem Wort kommt eine absolute, übertriebene Ichbezogenheit des Menschen zum Ausdruck. Mit der Schaffung eines Götzen wird Gott zur Seite gedrängt, der später schon im ersten Gebot sagt: „Mach dir kein Bildnis von mir“. Kein künstlicher Gott konnte die Israeliten aus der Sklavenschaft führen. Sie stellten den lebendigen Gott auf die Seite. Sie ließen sich von ihm nicht mehr führen und hörten nicht auf seinen Willen. Sie suchten irgendwie Zuflucht in irgendetwas, was die anderen ja auch tun. Gotteskind sein heißt, Widerstand leisten, entschieden auftreten, wenn etwas gegen Gottes Ordnung geht und wahrhaft hinstehen und sagen: „Nicht mit mir!“
Bedeutung des Bibeltextes für uns heute: Wir sind auch auf der "Pilgerreise, auf dem Weg in ein besseres, schöneres Land", wie es in einem unserer Chorlieder heißt. Wir sind aus der Knechtschaft der Sünde befreit. Dabei gilt es, mache Unbilden auszuhalten, manchen Widerstand zu meistern. Der Stammapostel sagt immer wieder: „Nachfolge Christi heißt leiden mit Christus“.
Bei den Versuchungen machte Jesu deutlich, es ist entscheidend den Willen Gottes zu tun und nicht das Vordergründige, Einfache zu suchen. Nicht die Götzen der Modernität anzubeten.
Es ist nicht alles schlecht bei Veränderungen, aber es ist die Frage, ob Veränderungen meine Einstellung zu Gott ändern. Jesus sagte: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes.“ Das Bild des goldenen Kalbes und das Verhalten des Volkes Israel zeigt uns drei Punkte auf, die uns für die heutige Zeit zum Nachdenken bewegen mögen.
1. Wie sieht es aus, wenn wir in jedem Vater-Unser-Gebet bitten: Dein Wille geschehe? Das beten wir automatisch, aber ist es nicht ab und zu so, dass wir meinen, jetzt müsse Gott auch mal meinen Willen erfüllen? Die Dominanz des menschlichen Willens spüren wir zunehmend im Leben der Menschen. Jeder will sich selbst der erste sein. Wie verträgt sich die Dominanz des eigenen Willens mit der Bitte im Vater Unser: Dein Wille geschehe? Wir sollen zunächst an den anderen denken, bevor wir uns selbst in den Mittelpunkt stellen. Gott hat uns zu Versöhnlichkeiten geschaffen, mit Bedürfnissen, Notwendigkeiten. Wo mein Wille dominant ist über den Willen Gottes wird die Grenzlinie überzogen. Da lasst uns vorsichtig sein.
2. Jedem Mensch tut es gut, wenn er gelobt wird, das Loben ist auch eine pädagogische Grundregel geworden. Ein gutes Wort mit liebevollen Handbewegungen, ein Zuspruch an Ermunterung stärkt. Es ist auch schön, wenn gesagt wird: „Danke, das hast du klasse gemacht“. Kritisch wird es aber, wenn Ehrsucht, die überzogene Erwartung, dass ich von anderen gelobt und gepriesen werde, in den Vordergrund tritt. Wie verträgt sich das mit der Aussage "alles Gott zur Ehre, der mir Gaben und Fähigkeiten geschenkt hat", mit dem Bewusstsein, er ist der Allerhöchste? Da will ich mir immer bemüht sein, Gott die Ehre zu geben und mit den Gaben, die er mir geschenkt hat, Aufgaben zu erfüllen, zum Segen für mich selbst und zur Freude für andere.
3. Ein altes, immer wieder umstrittenes Thema ist: „Darf der Christ Vermögen haben? Darf der Christ reich sein? Darf der eine Christ mehr haben als der andere?“ Gestützt auf die urchristliche Gütergemeinschaft, die in der Apostelgeschichte aus der Jerusalem-Gemeinde berichtet wird. Diese Gütergemeinschaft war von kurzer Dauer und keiner anderen Gemeinde bekannt, dass alle alles der Gemeinschaft zur Verfügung gestellt haben. Schon in früheren Zeiten gab es die Meinung, dass wer gesund und reich ist, der ist von Gott gesegnet, und wer arm und krank ist, ist der Beweis, dass Gott ihn in Ungnade hat fallen lassen. Dafür findet man in der Schrift keinen Absatz. Aber man findet in der Schrift den Ansatz, unter dem Gedanken, trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, dass man sich bewusst ist, dass wenn einer in Not ist, die anderen da sind um tatkräftige Hilfe zu leisten. Dann nützt man das was man hat zum Segen für andere, um Gutes tun. Dadurch beweise ich meinen Glauben. Jakobus sagte: „Zeige mir deinen Glauben und die Werke, und ich zeige dir meinen Glauben durch meine Werke“. Das ist, dass wir für den Nächsten da sind. Das ist in unser Rechtssystem eingeflossen, Gerechtigkeit unter den Menschen. Da kommt schnell mal das goldene Kalb, weil man nichts geben will. Wie gehe ich mit dem um, was Gott mir anvertraut hat? Da zeigt es sich, ob Gut und Vermögen zu einem Ersatzgott, zu einem Götzen werden. Israel hätte viel schneller ins gelobte Land kommen können, wenn es dem lebendigen Gott uneingeschränkt vertraut hätte. Gott hat sich auch bei allem Versagen nicht vom Volk Israel abgewendet. Wenn heute ich und du mal versagst und wir es nicht hundertprozentig schaffen, dann dürfen wir uns gewiss sein, die Treue Gottes lässt uns nicht fallen. Dafür wollen wir Gott loben und danken, und ihm allein die Ehre geben.