Gleich drei aktuelle Themen wurden in der Andacht zum Erntedank am Samstag, 6. Oktober 2018, aufgegriffen: das Insektensterben, der Klimawandel mit seinen Folgen für Mensch und Natur und der daraus folgernde Gedanke der Schöpfungsbewahrung.
Am Vorabend des Erntedankfestes 2018 versammelten sich rund 200 Gläubige in der Neuapostolischen Kirche Reutlingen-West zu einer Andacht, um gemeinsam mit Liedern und Texten Gott für seine Schöpfung und seine Gaben zu danken und zu loben.
Eine Lesung aus Psalm 104 („Lob des Schöpfers“) wurde ergänzt durch einen Text der evangelischen Theologin Dorothee Sölle, in dem sie auf Gottes „gute Schöpfung“ hinwies, aber auch darauf, dass sie bedroht wird von unterschiedlichen Interessensvertretern. Dies nahmen auch die Impulsvorträge auf. Bezirksältester Christian Probst zeigte anhand von Schaubildern, dass der Klimawandel Realität ist. Unter den Auswirkungen leiden aber vornehmlich die Menschen, die im Globalen Süden als Kleinbauern ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, so Claudia Klatt in ihrem ergänzenden Vortrag. Der Mensch wird leider oft erst tätig und führt Änderungen herbei, wenn er selbst leidet, etwa unter der Luftverschmutzung, die die Industrialisierung hier im Land verursacht hatte. Galten rauchende Schornsteine einst als Symbol für Fortschritt und Wohlstand, wandelte sich dies schnell in Schädigung der Umwelt und der Gesundheit der Menschen, wie Christian Probst an Beispielen aus dem Ruhrgebiet und aus Reutlingen zeigte.
Wie können wir Gott loben für seine Schöpfung? „Dank in der Tat, das ist mein Rat“ – dieses alte Sprichwort griff Claudia Klatt auf und zeigte, wie auch wir hier im Land durch kleine Veränderungen in unseren Alltagsgewohnheiten zur Schöpfungsbewahrung beitragen können, etwa durch Vermeidung von Plastikmüll und Elektronikschrott, durch Nutzung von Natur-Strom und Konsum von biologisch erzeugten und fair gehandelten Lebensmitteln. Die positiven Auswirkungen des Fairen Handels auf Mensch und Umwelt wurden am Beispiel von Pidecafe erläutert, einem Projekt aus Peru.
Ein weiteres tatkräftiges Beispiel ist das Aufhängen von Nistkästen und Insektenhotels, die zuvor in einer bezirksweiten und Generationen übergreifenden Aktion auf dem Gelände des Umweltbildungszentrums Listhof gebaut wurden. Warum dies so aktuell und wichtig sei, zeigte Bezirksevangelist Achim Sippel in seinem Vortrag auf. Werden Insekten als eher lästig und störend angesehen, sind sie doch für den Erhalt der Ökologie und nicht zuletzt unserer Nahrung lebensnotwendig, denn speziell die Bienen tragen durch die Bestäubung der Blüten dazu bei, dass wir weiterhin Früchte und Getreide genießen können. Vögel leben von Insekten und Früchten und sind für die Artenvielfalt im Lande unerlässlich.
Diese Gedanken griff Apostel Geoffrey Nwogu aus Nigeria in seinen Schlussworten auf. In seinem Land denke man nicht viel über die Insekten nach. Dieser Abend hätte auch ihm die Augen geöffnet, wie wichtig der Schutz der Schöpfung sei.
Die Möglichkeiten dazu wurden nach der Andacht noch an Infoständen und bei einem Planspiel zur Ressourcenverteilung vertieft.
Den Erlös aus dem Abend spendet der neuapostolische Kirchenbezirk Reutlingen dem Umweltbildungszentrum Listhof, das in Reutlingen einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz aber insbesondere auch in der Bildungsarbeit leistet.
Am nächsten Tag fanden in den Gemeinden des Bezirks Erntedank-Gottesdienste statt, zu denen interessierte Nachbarn und Bekannte eingeladen wurden. Im Anschluss konnte beim gemeinsamen Brunch ein reger Gedankenaustausch stattfinden.